Spät am Samstagabend, nach einem langen Spaziergang, träumte ich schon von Ruhe, als mein Sohn plötzlich ausrief:
„Mama, wir haben heute beim Spaziergang mit den Nachbarn einen Nachttisch gesehen – er ist alt, genau die Art, die du liebst! Komm, ich zeig ihn dir!“
Obwohl ich müde war, siegte meine Neugier. Wir gingen zusammen hin, und tatsächlich – da stand er, ein verlassener Nachttisch auf der Müllkippe. Schwer und abgenutzt, schien er dazu bestimmt, noch eine Weile dort zu bleiben, also ließen wir ihn zurück und machten uns auf den Heimweg.
Doch am Sonntagmorgen ging mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Obwohl ich mir immer wieder sagte, dass im Haus kein Platz dafür war, war der Drang, noch einmal nachzusehen, einfach zu groß. Am Abend, dank eines netten Hausmeisters und eines hilfsbereiten Nachbarn, wurde der Nachttisch schließlich in unser Haus gebracht. Meine Vorfreude wuchs – ich konnte mir schon vorstellen, wie er aussehen würde, auch wenn noch einige Regalböden fehlten. Zum Glück hatten wir bei den Renovierungsarbeiten noch Holz übrig, sodass ich Teile eines alten Kinderbetts wiederverwenden konnte, um neue Regalböden zu bauen. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn schon olivgrün gestrichen.
Die Restaurierung begann: Risse wurden verspachtelt, Grundierung aufgetragen, dann mehrere Schichten weißer Zierleisten und Basisfarbe. Nach der Vorbereitung des Untergrunds trug ich sorgfältig die Hauptfarbe auf, gefolgt von den dekorativen Details. Mit Schutzbrille und Lupe malte ich jede feine Linie präzise, um ein sauberes und filigranes Ergebnis zu erzielen.
Beim Zusammenbau setzte ich die Schubladen ein, klebte die Verzierungen mit modernem Kleber an und setzte die Türen wieder ein. Der gesamte Vorgang dauerte eine ganze Woche, unter anderem wegen der gebogenen Fronten, die besondere Geduld erforderten. Kleine Streifen Malerkrepp schützten die Kanten, und sorgfältige Ausbesserungen sorgten für ein makelloses Finish.
Endlich wurde aus einem einst vergessenen Schrottteil ein wahres Schmuckstück. Die Verwandlung war mehr als nur eine kosmetische Verbesserung – sie war das Ergebnis von Kreativität, Beharrlichkeit und Liebe. Der gerettete Nachttisch, der einst im Müll landen sollte, wurde zu einem wunderschönen, einzigartigen Schmuckstück in unserem Zuhause.
